"Wie ernst sollten wir solche Spekulationen nehmen? Könnte uns das maschinelle Lernen den Kreis in der Geschichte des wirtschaftlichen Denkens schließen, wo Maßnahmen der wirtschaftlichen Zentralisierung und Kontrolle - die vor langer Zeit als gefährliche Utopie verurteilt wurden - zurückkehren und mit einem neuen Maß an Effizienz eine neue Orthodoxie bilden?

...hängt viel vom Status der stillschweigendes Wissen. In diesem Punkt sind sich die Befürworter einer auf maschinelles Lernen gestützten Wiederbelebung der Kommandowirtschaft und ihre Kritiker einig. Stillschweigendes Wissen ist die Art von Erkenntnis, die wir meinen, wenn wir sagen, dass wir mehr wissen, als wir sagen können. Wie fährt man ein Fahrrad? Das kann niemand so genau sagen. Beaufsichtigung ist hilfreich, aber ein Anfänger muss es selbst herausfinden. Woher weiß man, dass ein Fleck eine Sommersprosse und kein Krebs ist? Ein Facharzt kann einem Medizinstudenten nicht einfach beibringen, was er denkt, indem er es in Worte fasst. Die Studentin muss so lange unter Aufsicht üben, bis sie die Fertigkeit selbst erlernt hat. Diese Art von Know-how kann weder vermittelt noch heruntergeladen werden. Können Roboter stillschweigendes Wissen aufnehmen? artiftechnoloWenn Roboter stillschweigendes Wissen behalten können, könnte die KI-gestützte zentrale Planung die dezentralen Marktinteraktionen bei der Koordinierung der Wirtschaftstätigkeit durchaus übertreffen. Es gibt jedoch gute Gründe für die Annahme, dass die Anti-Planer aus der Mitte des Jahrhunderts Recht hatten. Stillschweigendes Wissen wird wahrscheinlich den Menschen vorbehalten bleiben - was sich nicht nur auf die Aussicht auf eine Rückkehr der Kommandowirtschaft auswirkt, sondern auch auf allgemeinere Befürchtungen und Hoffnungen in Bezug auf eine durch maschinelles Lernen angetriebene Zukunft..."

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"Die Stärke des Marktes liegt in seiner Fähigkeit, verfügbare Informationen zu bündeln und dadurch Angebot und Nachfrage ins Gleichgewicht zu bringen. Keine einzelne Intelligenz könnte all diese Informationen so effektiv erfassen wie der Marktmechanismus. Individuelles Wissen war geteilt und bruchstückhaft, aber in der Summe ist die Menge an Informationen, die auf die Koordinierung wirtschaftlicher Aktivitäten im und durch den Markt einwirkt, immens... Wenn Lange Recht hatte, konnten die Beziehungen zwischen Angebot und Nachfrage auf einem bestimmten Markt algebraisch formuliert werden, Durch die exponentielle Zunahme der Computerleistung war es nur eine Frage der Zeit, bis die zentrale Preisermittlung nach der Lange-Methode durchführbar wurde..

Tun Roboter jetzt nicht das, was die Anti-Planer für unmöglich hielten - stillschweigendes Wissen aufnehmen?... Gilt das von Hayek und Polanyi formulierte Argument gegen eine computergestützte zentralisierte Planung noch? Auf den ersten Blick legt das maschinelle Lernen das Gegenteil nahe. Bei der Krebserkennung scheinen Algorithmen stillschweigendes Wissen zu emulieren. Medizinstudenten brauchen jahrelanges Lernen in Büchern und praktische Unterweisung durch erfahrene Ärzte, bevor sie die gleichen Unterscheidungen treffen können. Das unartikulierte Wissen, das Fachärzte in die Lage versetzt, das Gelernte anzuwenden, kann nur persönlich vermittelt werden - deshalb folgen Studenten auf der ganzen Welt Ärzten bei der Visite. Eine Fachärztin erkennt eine bösartige Pigmentierung, kann aber nicht genau sagen, was sie zu diesem Schluss führt. Jetzt können Algorithmen die gleichen kognitiven Leistungen vollbringen. Tun Roboter jetzt nicht genau das, was frühere Anti-Planer behaupteten, sie könnten es nicht - sie nehmen stillschweigendes Wissen auf..."

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