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Interview in Persönlich Switzerland (in German): Heute kann ich nicht mehr agieren, ohne vorauszuschauen

… this interview with me on Persönlich.com was published yesterday (in GERMAN language)

English ‘translation' via Google Translate

Download the PDF: Gerd Leonhard Heute kann ich nicht mehr agieren, ohne vorauszuschauen | persoenlich.com

Wie sieht die Werbung der Zukunft aus und wie werde ich zu einer unverzichtbaren Marke? Gerd Leonhard hat die Fähigkeit, genau hinzuschauen und Entwicklungen zu identifizieren, die in fünf Jahren zum Mainstream gehören. persoenlich.com unterhielt sich am Rande des GfM Brush Up in Zürich mit dem Medienfuturisten.

Herr Leonhard, viele Ihrer Prognosen – etwa, dass alles in Richtung digital geht und dafür neue Geschäftsmodelle gefunden werden müssen – könnte auch ich ungefähr voraussagen. Warum sind Sie seriöser als Mike Shiva?


Vieles, was in fünf Jahren passieren wird, ist jetzt schon offensichtlich. Aber Personen, die irgendein Gewerbe betreiben, beschäftigen sich meist mit dem, was heute aktuell ist und in der Vergangenheit passierte. Sie schauen kaum über das nächste Kalenderjahr hinaus. Ein Beispiel: WhatsApp-Nutzer wissen, dass es keine SMS mehr braucht. Aber eine Telekomfirma, die jahrelang Millionen mit SMS verdient hat, schaut nicht so weit, dass sie WhatsApp als Substitut anerkennt. Mein Ansatz ist deshalb, das Offensichtliche noch klarer zu machen.

Und wie kommen Sie ganz konkret zu Ihren Prognosen?


Ich versuche Entwicklungen zu identifizieren, die ganz sicher eintreten werden. Das ist einerseits ein kreativer Prozess, hat aber auch mit Mustererkennung zu tun. Ich versuche, aus der riesigen Datenmenge Regelmässigkeiten, Wiederholungen, Ähnlichkeiten oder Gesetzmässigkeiten herauszufiltern. Eigentlich wie beim Kochen: Ich habe 500 Zutaten, muss aber nur sechs benutzen für mein Gericht. Diese herauszupicken ist ein Prozess, der auch für mich immer speziell und je nach Klient anders ist. Es ist die diese Art von Wertschöpfung, die ich anbiete.

Sie sind gelernter Jazzgitarrist: Wie kommt man vom Jazz zur Zukunft?


Es gibt natürlich Parallelen, etwa die Improvisation. Ich war lange als Musiker tätig. Als das Internet aufkam, habe ich erkannt, dass es unsere Zukunft verändern wird. Kurz darauf hat ein Bekannter in meine Internetfirma investiert und wir haben Musik für Film und TV vertrieben. Nachdem die Internetblase dann 2001 geplatzt ist, habe ich gemerkt, dass ich besser darin bin, Entwicklungen vorauszusehen als neue Technologien selber als Business zu lancieren.

Man hat Gefühl, dass die Kommunikationsbranche nicht Schritt halten kann mit der Technologie, die sich exponentiell entwickelt.


Kann sie auch nicht. Wir observieren die Entwicklungen lediglich und fragen uns, welche Auswirkungen sie haben könnten. Man muss auch nicht zwingend mithalten können, wichtiger ist das Experimentieren und Ausprobieren. Und dabei sollten wir unsere Ethik auf Vordermann bringen. Wir könnten theoretisch jede Person mit Face-Recognition erkennen, das wäre ein unglaublicher Vorteil fürs Marketing. Aber nur weil es geht, müssen wir es noch lange nicht tun, denn es hat unglaublich viele Nebenwirkungen. Diese Frage wird immer zentraler: Was sind die Nebenwirkungen von dem, was wir mit Technologie machen?

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